Der Struwwelpeter (1844) ist nicht mehr zeitgemäß und es gibt Tendenzen dieses Kinderbuch zu verbieten. Der Autor des Bilderbuches ist der Frankfurter Arztes Dr. Heinrich Hoffmann (1809 - 1894). Es enthält mehrere Geschichten, in denen Kinder nach (angeblichem) Fehlverhalten drastische Folgen erleiden, die von einem Sturz ins Wasser bis zum Tod reichen. Der Struwwelpeter gehört zu den erfolgreichsten deutschen Kinderbüchern und wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt, ins Englische z.B. von Mark Twain.
Inhalt
Inhalt
In dem Buch erzählt Hoffmann Geschichten von Kindern die nicht auf ihre Eltern hören, nicht brav sind, und denen deshalb allerlei grausames Unheil widerfährt.
Der einleitende Spruch „Wenn die Kinder artig sind, kommt zu ihnen das Christkind“ ist in der Regel auf der Rückseite des Buches zu finden.
- "Struwwelpeter" handelt von einem Jungen, der immer ungepflegt aus dem Haus geht und sich ständig lächerlich macht.
- "Die Geschichte vom bösen Friederich" handelt von einem Jungen, der Tiere schikaniert. Schließlich wird er von einem Hund gebissen. Als der Junge blutend auf dem Boden liegt, frisst der Hund seine Wurst.
- "Die gar traurige Geschichte mit dem Feuerzeug" handelt von einem Mädchen, das mit Streichhölzern spielt und schließlich völlig verbrennt. Die Katzen weinen über ihren Tod.
- "Die Geschichte von den schwarzen Buben" handelt von drei Jungen, die sich über einen schwarzen Jungen wegen seiner Hautfarbe lustig machen. Der "große Nikolaus" greift ein und wirft die Jungen in ein großes Tintenfass, so dass sie von nun an selbst schwarz sein werden.
- "Die Geschichte von dem wilden Jäger" ist etwas anders, da sie keine Warnung für Kinder enthält. Einem Hasen gelingt es, einem Jäger das Gewehr wegzunehmen. In dem darauf folgenden Chaos stürzt der Jäger in eine Grube.
- "Die Geschichte vom Daumenlutscher" handelt von einem Jungen, der an seinen Daumen lutscht. Seine Mutter ermahnt ihn, damit aufzuhören, aber der Junge macht trotzdem weiter, wenn seine Mutter nicht zu Hause ist. Plötzlich kommt ein Schneider mit einer großen Schere heraus und schneidet dem Jungen die Daumen ab.
- "Die Geschichte vom Suppen-Kaspar" handelt von einem Kind, das sein Essen (Suppe) nicht essen will. Es wird immer magerer und magerer, bis es stirbt. Der Suppentopf wird auf sein Grab gestellt.
- "Die Geschichte vom Zappel-Philipp" handelt von einem Jungen, der beim Essen auf seinem Stuhl schaukelt. Eines Tages fällt er nach hinten und reißt das Tischtuch mit sich, auf dem alles liegt.
- In "Die Geschichte von Hans Guck-in-die-Luft" geht es um einen Jungen, der beim Gehen nicht aufpasst. Eines Tages fällt er deshalb ins Wasser. Er wird gerettet, hat aber sein Notizbuch verloren.
- "Die Geschichte vom fliegenden Robert" handelt von einem Jungen, der während eines Gewitters nach draußen geht und einen Regenschirm trägt. Weil er einen Regenschirm trägt, wird er weggeweht und verschwindet in der Ferne.
Hintergrund
Die Entstehung des Struwwelpeters beschrieb Hoffman so:
„Gegen Weihnachten des Jahres 1844, als mein ältester Sohn drei Jahre alt war, ging ich in die Stadt, um demselben zum Festgeschenke ein Bilderbuch zu kaufen, wie es der Fassungskraft des kleinen menschlichen Wesens in solchem Alter entsprechend schien. Aber was fand ich? Lange Erzählungen oder alberne Bildersammlungen, moralische Geschichten, die mit ermahnenden Vorschriften begannen und schlossen, wie: ‚Das brave Kind muss wahrhaft sein‘ oder: ‚Brave Kinder müssen sich reinlich halten‘ usw.“
Er beschloss, für seinen Sohn selbst ein Bilderbuch zu schreiben bzw. zu zeichnen. Das Geschenk hatte die erhoffte Wirkung und erzielte auch in Hoffmanns Bekanntenkreis großes Aufsehen.
Er ließ sich überreden, es in Druck zu geben, allerdings zunächst unter dem Pseudonym Reimerich Kinderlieb. Bis 1858 trug es den Titel „Lustige Geschichten und drollige Bilder für Kinder von 3 – 6 Jahren“, erst dann bekam das Werk den Namen „Struwwelpeter“ und professionellere Zeichnungen.
Die Titelfigur, der Struwwelpeter (Quelle: WikiSource, mit PS bearbeitet)
Heute ist die Urheberrechts-Schutzdauer weltweit abgelaufen, da der Künstler bereits seit über 70 Jahren tot ist. Es ist damit gemeinfrei („public domain“). Sowohl die Lustigen Geschichten… von 1845 als auch der Struwwelpeter von 1858 sind in der Wikisource abrufbar. Daher stammen auch die Bilder in diesem Beitrag.
Kritik
Aus den Geschichten des Struwwelpeter spricht der autoritäre Erziehungsstil des Biedermeier, gegen den sich bereits im 19. Jahrundert Kritik richtete. Heute kann das Werk nicht mehr mit der gleichen Selbstverständlichkeit als Haus- und Erziehungsbuch akzeptiert werden, wie es in früheren Generationen der Fall war. Dabei richtet sich die Kritik nicht gegen den Erziehungsanspruch als solchen, sondern gegen die negativen Verhaltensmodelle, die vorgeführt werden, die repressive Strafpädagogik sowie die autoritär-dogmatische Unbedingtheit, mit der die Erziehung praktiziert wird.
Dabei ist die Geschichte von den schwarzen Buben (und dem Mohr) noch eine der harmloseren.
Genau wie die Bildergeschichten „Max und Moritz – Eine Bubengeschichte in sieben Streichen“ von Wilhelm Busch (1865 veröffentlicht; eines seiner Frühwerke) ist die Moral der Geschichten in beiden Fällen: Kinder seid brav, sonst …
Und das ist noch gelinde ausgedrückt. Es sind schreckliche Horrorgeschichten und welche Eltern möchten, dass ihren Kindern jemals so etwas zustößt?
Die Streiche bzw. (angebliches) Fehlverhalten der Protagonisten ziehen drastische Strafen nach sich (mit wenig Bezug zur "Tat"), haben keinerlei Humor, und es verwundert ein wenig, das diese Bücher immer noch nicht auf der Liste der jugendgefährdenden Medien gelandet sind.
Weitere Bücher
Zusammenfassung / Kritik / Review / Inhalt / Handlung
- Der kleine Hobbit - J. R. R. Tolkien
- Charlie und die Schokoladenfabrik - Roald Dahl
- Max und Moritz - Wilhelm Busch
- Der Struwwelpeter - Heinrich Hoffmann
- Till Eulenspiegel - Unbekannt