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Das Neue Reich umfasst im Alten Ägypten die Zeit von 1550 bis 1070 v. Chr. (18. bis 20. Dynastie).

vom Ende der Zweiten Zwischenzeit bis zum Ende der 19. Dynastie.

 

Ramses II., als vorletzter Pharao dieser Dynastie, ist möglicherweise der Pharao des Exodus, von dem die Bibel beim Einzug der Israeliten in das heilige Land Kanaan (Israel, Palästina) unter der Führung des Moses, einiges zu berichten weiß.

Zeittafel

 

Zeitstrahl

Zweite Zwischenzeit

Die zweite Zwischenzeit reichte von der 13. Dynastie bis zum Ende der 17. Dynastie (Dynastien im alten Ägypten sind teilweise parallel). Die angegebenen Zeiten schwanken, aber im Allgemeinen gehen die Ägyptologen vom Zeitraum 1648 - 1550 v. Chr. aus.

Während der zweiten Zwischenzeit wird Ägypten fast ausschließlich von den Hyksos regiert. Der Name Hyksos kommt von Herrscher der Fremdländer. Sie regierten Ägypten von ca. 1648 bis 1542 v. Chr. (15. und 16. Dynastie).

Neues Reich

Das Neue Reich umfasst die Zeit von 1550 bis 1070 v. Chr. und kennzeichnet die wohl allgemein bekannteste Epoche der Pharaonenzeit (18. bis 20. Dynastie).

Im Verlauf der 18. Dynastie eroberten die Ägypter Kusch | Äthiopien und versahen diese Länder mit einer ägyptischen Verwaltung; während sie zwar auch die Oberhoheit über die syro-palästinensische Landbrücke gewannen aber am Vasallenstatus der Kleinstaaten und Städte nichts änderten. Mit der Machtkonzentration in Theben wurde auch der Stadtgott Amun, und mit ihm seine Priesterschaft, immer mächtiger; Amun wurde nach dem Pharao zum größten Grundbesitzer Ägyptens. ( Exkurs Amun ).

 

18. Dynastie - Altes Ägypten

Nach Kamoses (dem letzten Herrscher der 17. Dynastie) Tod begründet sein jüngerer Bruder Ahmose (1550-1525). Chr. die 18. Dynastie. Mit der Rückeroberung der in der Zweiten Zwischenzeit verlorenen Gebiete begann das Neue Reich.

Die Pharaonen Amenophis I. (1526-1506) und Thutmosis I. (1506-1439) stießen bis zum Euphrat vor, wo sie mit dem Reich der Mitanni in Berührung kamen. Im Süden eroberten sie das in der Hyksoszeit verlorene Nubien zurück und schoben die Grenzen weit nach Süden vor. Die Vorstöße nach Syrien scheinen allerdings anfangs eher als Gegenreaktionen gegen die Hyksos gedacht gewesen zu sein.

Thutmosis II. (1493-1479) ist mit Hatschepsut  verheiratet, der ältesten Tochter von Thutmosis I. Er führte kurze Kriege in Nubien und gegen die Schasu im Sinai. Nach seinem Tod wurde regierte Hatschepsut (1479-1458)  als Pharaonin (auch wenn es teilweise umstritten ist, so scheint sie die Herrschaft selbstständig ausgeübt zu haben).

 

Ihr Nachfolger, Thutmosis III. (1458 – 1425), war ihr Stiefsohn und der Sohn von Thutmosis II. Er gelangte bis an den Euphrat und begegnete dort dem Reich von Mitanni das die ägyptische Ausdehnung stoppte. Auf Amenophis II. (1428 - 1397) folgte Thutmosis IV. (1397 - 1388), der einen Vertrag mit Mitanni schloss und den Grenzverlauf zwischen Qadesch am Orontes und Qatna festlegte. Nach langem Werben schickte ihm der Mitanniherrscher schließlich eine Prinzessin für seinen Harem. In der Amarnazeit, der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts, erlosch die militärische Kontrolle seitens der Ägypter völlig. Amenophis III. unternahm keine bedeutenden Feldzüge und begnügte sich mit Tributen als Bekundung der Vasallentreue.

Amenophis III. (1388 - 1351) war der Sohn von Thutmosis IV. und dessen Nebengemahlin Mutemwia. Mutemwia war wahrscheinlich nicht königlicher Herkunft, alle Nachrichten über sie stammen aus der Regierungszeit Amenophis III. bei dessen Legitimierung sie eine zentrale Rolle spielte, und da Amenophis III. bei seiner Thronbesteigung 12 Jahre zählte ist ihre Regentschaft beim Tode Thutmosis IV. zu vermuten. Über ihre Abstammung herrscht Unklarheit, es wurde bisher asiatische, äthiopische als auch ägyptische Herkunft postuliert.
An den Anfang der Regierungszeit Amenophis III. fällt seine Hochzeit mit Teje, die aus einer Familie von Provinzbeamten stammt. Ihr Vater Juja stammt wegen seiner Titel eines Rindervorstehers und Propheten des Min wahrscheinlich aus Achmim (auch Panopolis, Schmin, Chemnis oder Chemmis rund 200 km nördlich von Luxor).

Teje war während der ganzen Regierungszeit Amenophis III. Hauptkönigin. Die bildlichen Darstellungen zeigen, dass sie die Rolle der Königsmutter, als wichtigste Frau bei Hofe, ablöste. Ihr Einfluss war groß, sie war, wie die Amarnabriefe zeigen in alle diplomatischen Vorgänge eingeweiht, und konnte zum Teil selbstständig mit befreundeten Herrschern korrespondieren. Dies scheint die Möglichkeit anzudeuten, dass sie kurze Zeit für Amenophis III. regierte.
Die Heirat mit einer Bürgerlichen war eigentlich ein Skandal, doch Amenophis III. verschwieg es nicht, sondern proklamierte es gerade zu als Programm, obwohl sich die ägyptischen Pharaonen gegenüber Fremdherrschern noch immer als von Gott abstammend titulieren ließen.

 

Teje hatte außer ihrem Sohn Amenophis IV. (= Echnaton) noch fünf Töchter. Amenophis III. erkrankte gegen Ende seiner Regierungszeit, und einer seiner Vasallen, Tuschratta, sandte ihm das Bild der hurritischen Ischtar von Ninive, das zwar die Krankheit nicht lindern konnte, wohl aber die Popularität asiatischer Götter in Ägypten steigerte ( Exkurs Götternamen).

 

Nach seinem Tod folgte Amenophis IV. (1351 - 1334), besser bekannt als Echnaton, auf den Thron. Ob er schon zu seines Vaters Lebzeiten Mitregent war ist nicht geklärt. ( Exkurs Aton).

 

Die unter Echnaton entstandenen Querelen in Asien hatten seine Nachfolger auszubaden. In Asien entstanden zwei neue Großmächte: das Hethitische Reich, das das Reich Mitanni überrollte, und das Mittelassyrische Reich. Echnaton hatte keine Söhne und machte seinen Schwiegersohn Semenchkare (auch Sakere, 1337 – 1333 v. Chr.) zum Nachfolger, diesem folgte bald Tut-anch-Aton, den die thebanischen Priester zur Rückkehr nach Theben und zur Namensänderung in Tut-anch-Amun (auch Tutanchamun, weniger korrekt Tutenchamun; 1333 – 1323 v. Chr.) zwangen. Dieser Pharao gelangte posthum durch seine Grabmöbel zu Berühmtheit, die 1922 von Howard Carter im Tal der Könige zusammen mit der Mumie freigelegt wurden. Tut-anch-Aton ereichte nicht das 20igste Lebensjahr; ihm folgte dann Eje (auch Aja, 1323 - 1319 v. Chr.) ein Vornehmer bei Hof, der die Amme Amenophis IV., Teje geheiratet hatte.
Schließlich beendete ein General die Thronwirren. Haremheb (auch Haremhab, 1319 – 1292 v. Chr.) schon Gefolgsmann von Echnaton, setzte Amun in seine alten Rechte ein, und löschte die Reste der Aton Religion aus. Sie hatte im Volke ohnehin nicht eingeschlagen. Er reorganisierte die Verwaltung, die unter Korruption litt, und sicherte Palästina, konnte aber Syrien nicht den Hethitern entreißen.

 

 

19. Dynastie - Altes Ägypten

Haremheb's Nachfolger, der Pharao Ramses I. (1292 - 1290 v. Chr.), sein langjähriger Wesir, und dessen Sohn Sethos I. (1290 bis 1279 v. Chr.) setzten seine Politik fort.

 

Der Sohn Sethos I., Ramses II. (1279 – 1213 v. Chr.) schob beim Tode seines Vaters den älteren Bruder beiseite und bestieg den Thron. Er ließ die Städte Pi-Ramesse und Pithom bauen und gilt als Pharao der Unterdrückung. Ob er auch der Pharao des Auszug (Exodus) der Israeliten aus Ägypten unter der Führung des Moses auf dem Weg in das gelobte Land (Kanaan) war, ist strittig.
Zu dieser Zeit waren die Hethiter die einzige Gefahr für Ägypten. Assyrien war durch Kämpfe mit den Bergvölker und Babylonien geschwächt. Im Jahr 4 unternahm Ramses II. eine Kampagne nach Asien, die Bentesina, den Fürsten der Amurru zur Anerkennung der ägyptischen Lehnshoheit bewog. Im nächsten Jahr (1285) kam es zur Schlacht bei Qadesch am Orontes, die für Ramses II. gerade noch mit einem Patt ausging, was ihn freilich nicht hinderte die Schlacht in den Tempeln als großen Sieg, der zudem durch seine persönliche Tapferkeit errungen wurde, darzustellen.

 

Auf beiden Seiten war das bis dahin größte Truppenaufgebot versammelt. Die Hethiter sandten zwei Nomaden (Schasu), die Ramses II. durch gezielte Desinformation in eine Falle lockten, aus der er nur mit Glück entwischte und sich dann zum Abzug entschied.
Beide Großmächte schlossen 1270 einen Staatsvertrag der die Grenze festlegte. Es folgte eine Zeit der Ruhe und Palästina blieb unter ägyptischer Oberhoheit. Die Nachfolger Ramses II. konnten sich noch eine Weile gegen den Ansturm der Seevölker wehren, dann aber verfiel Ägypten in die Bedeutungslosigkeit, ebenso wie die Hethiter. Beide Großmächte erlagen diesem Ansturm, und hatten erst recht nicht die Möglichkeit in das Geschehen auf der syro-palästinensischen Landbrücke einzugreifen.
Auf Ramses II. folgte sein Sohn Merenptah (1213 - 1203 v. Chr.), der das Nildelta gegen die Libyer und die Seevölker verteidigen musste. Von ihm stammt die so genannte Israel-Stele (oder auch Stele des Merenptah, ca. 1207 v. Chr., 1896 im Tal der Könige in Theben gefunden), die historisch älteste außerbiblische Nennung des Namens Israel. Die nächste Nennung des Begriffs Israel erfolgte dann etwa 300 Jahre später in der Mescha-Stele (auch Moabiterstein genannt, um 850 v. Chr.). Die Stele stammt von Mescha, dem damaligen König der Moabiter, und berichtet von seinen erfolgreichen Bautätigkeiten und Kriegszügen.

Übersetzung der Israel-Stanze:

Die Fürsten sind niedergeworfen und sagen: »Friede (Shalom)!«
Keiner der neun Bogen erhebt sein Haupt.
Verwüstet ist Libyen, das Land der Hethiter in Frieden,
Kanaan gefangen genommen mit allem Leid.
Gefangen geführt ist Askalon, Gezer erobert, Jenoam vernichtet,
Israel ist verwüstet, und ohne Samen.
Palästina ist für Ägypten zur Witwe geworden .
Alle die sich herumtreiben sind unterworfen.
Durch den König von Oberägypten und Unterägypten, Benire,
Sohn des Re, Merenphta, dem Träger des Maat
dem Leben gegeben ist wie Re, ewiglich.

Was genau der Begriff "Israel" in der Stele bezeichnet ist unklar und strittig. Israel wird in der sogenannten Israel-Stanze erwähnt, in Zeile 27 (von insgesamt 27 Zeilen). Die 26 Zeilen davor befassen sich mit mit dem Sieg gegen Libyen und deren Verbündete, die Meschwesch (Ma) sowie die Seevölker.

Dazu Wolfgang Helck, in "Die Beziehungen Ägyptens zu Vorderasien im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr.", Wiesbaden, 1971, S. 22:
"Die Determinierung von 'Israel' mit 'Mann und Frau' zeigt an, dass es sich nicht um einen Ort, sondern um einen Stamm handelt. Dabei wissen wir keinesfalls, ob wir es schon mit den späteren '12 Stämmen Israels' zu tun haben oder mit jener ersten Welle der Israeliten, den Stämmen Ruben, Simeon, Levi, Juda, Sebulon und Issachar (Isachar); es bleibt sogar die Möglichkeit, dass es sich 'um eine noch ältere Grösse, die bereits den Namen Israel getragen hat', gehandelt haben könnte (2) [Noth, Geschichte Israels]. Wir dürfen nur aus den Mernephtahinschrift schliessen, dass damals eine nomadische Welle nach Palästina eindringt, die so bedeutsam ist, dass sie in den ägyptischen Texten erscheinen kann."

Die Ramessiden verfielen auf die Idee einige Gruppen der Seevölker in der Nähe von Askalon und Gezer als Militärkolonnen anzusiedeln, in der Hoffnung dass sie ein Bollwerk gegen weitere Seevölkergruppen bilden würden. Diese Hoffnung trog nicht. Die Philister bildeten eine Pentapolis (Gaza, Askalon, Asod, Ekron, Gath). Als Ägypten bald darauf nicht mehr in der Lage war in Palästina einzugreifen fühlten sie sich als legitime Erben und versuchten diesen Anspruch in reale Machtverhältnisse umzusetzen, und nicht nur die Küstenebene sondern auch das zentral-palästinensische Gebirge zu kontrollieren. Das Unternehmen war von nur mäßigem Erfolg gekrönt. Es scheiterte nicht zuletzt am Widerstand der neuen Einwanderer in dieser Gegend – der zwölf Stämme Israels.

 

 

Quellen:
Reallexikon der Ägyptologie, hrsg. von Otto Harrassowitz;
Geschichte Israels, von Herbert Donner;
Geschichte Ägyptens, von J.H. Breasted;
Bibellexikon, hrsg. von Herbert Haag;
Texte aus der Umwelt des Alten Testaments (AT), hrsg. von Otto Kaiser;
Handbuch der Orientalistik | Erste Abteilung: Der Nahe und der Mittlere Osten | Erster Band: Ägyptologie | Dritter Abschnitt: Geschichte des Alten Ägyptens;
Ägypten und Vorderasien im Altertum, von Alexander Scharff und Aton Moortgat;
Geschichte Israels, von John Bright;
Die Landnahme der Israeliten in Palästina und Erwägungen über die Landnahme der Israeliten in Palästina. Kleine Schriften zur Geschichte des Volkes Israel, von Albrecht Alt;
Die Religionen Altsyriens, Altarabiens und der Mandäer, hrsg. von Christel Mathias Schröder;

 

 

 


 

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